BAUMEISTER SOLNESS
Bilder © Lion Bischof; Gabriela Neeb
Regie Felicitas Brucker
Bühne Viva Schudt
Kostüme Henriette Müller
Musik & Sounddesign Daniel Murena
Video Lion Bischof
Licht Charlotte Christian Schweig
Dramaturgie Tobias Schuster
Mit Katharina Bach, Elias Krischke, Annika Neugart, Thomas Schmauser, Konstantin Schumann, Edmund Telgenkämper
PRESSESTIMMEN
Mit Frau Solness tut sie sich zu einem Duo Dolorosa zusammen, Konkurrenz um den Mann gibt es nicht. In einem immer lauter werdenden Finale schreien sie sich ihre Schmerzen aus dem Leib: „Ich erinnere alles. Kinderflaum auf Oberarm. Ein Körper im weißen Kleidchen. Wenn man bloß schlafen könnte und alles vergessen, alles vergessen.“ Und dann, im Chor: „Die Scham muss die Seite wechseln“, jener schon historische Satz der Französin Gisèle Pelicot.
Bei aller bedrückenden Schwere lässt Felicitas Brucker eine spielerische Luftigkeit zu, die den Abend jederzeit spannend und unberechenbar macht. In ihr sechsköpfiges Ensemble vermischt sich, passend zur Generationenkluft im Stück, ein eingespieltes Team um Thomas Schmauser, Katharina Bach und Edmund Telgenkämper mit jungen Schauspielern, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen und die Kammerspiele-Bühne für sich erobern.
Als zwei Traumatisierte finden Hilde Wangel und Aline Solness am Ende zu einer Suade zusammen, die fast schon zum Rap mit chorischen Passagen wird. Der Abend ist streckenweise furios und bedrückend, ein Albtraum von Schuld und erzwungener Sühne, von Daniel Murenas Musik düster angetrieben, hervorragend gespielt und interessant gebaut bis zum Schluss.
Die starke Präsenz von Thomas Schmauser beherrscht die Inszenierung. Eher sparsam und erst gegen Ende zu nützt Felicitas Brucker auch die Mittel von Video, angedeuteter Disko und Illusionszerstörung durch Bühnenarbeiter, die Teile der Kulisse beiseite schaffen. Der Baumeister Solness muss nicht leibhaftig auf Kirchturm/Dach klettern. In den Münchner Kammerspielen tut er das auch nicht. Wir haben auch so begriffen, worum es geht.