ASCHE
Regie: Falk Richter
Bühne & Kostüme: Katrin Hoffmann
Musik: Daniel Freitag
Video: Lion Bischof
Dramaturgie: Nils Haarmann / Jens Hillje
Licht: Carsten Sander
mit: Dimitrij Schaad
im Video: Falk Richter, Doris Waltraud Richter
PRESSESTIMMEN
Theatertreffen 2024
"Mit „The Silence“ zeigt Falk Richter nicht nur mitreißend und reflektiert am Beispiel der eigenen Familie, wie tief die Spuren von Faschismus und Kriegserfahrung in die bundesrepublikanische Mentalität reichen. Er lässt auch das Publikum teilhaben an Kämpfen und Perspektivverschiebungen, die vielleicht einen neuen Anfang ermöglichen."
"Diese Strategie der Verdrängung scheint erfolgreicher zu sein als die Herzausreißerkunst des Sohnes. Wenn man die beiden vor der Kamera reden sieht, ist es offensichtlich. Unbehaglich wird es, wenn wir der Mutter in horizontfüllender Großaufnahme und in Zeitlupe beim Schwimmen zusehen. Wenn sie sich die Chlorbrille auf die Augen drückt, wenn sie sich durchs Wasser wühlt, was sehen wir da? Ein Ringen um Halt, ein Kampf über dem Abgrund, Härte."
"Vielmehr ist "The Silence" eine so genaue wie rücksichtsvolle Ansicht der Nachkriegsgeneration: einer verschlossenen Generation, die sich in ihrer Normalitätsbehauptung eingeigelt hat. Und es ist zugleich ein Ausleuchten der Kluft, die aktuell die politische Wirklichkeit in Deutschland prägt: zwischen der alten, kommunitaristischen Mittelklasse und ihrer Kultur der Robustheit und der neuen kosmopolitischen Mittelschicht mit ihrer Offenheit für Transformationen."
"Um der Autofiktion etwas entgegenzusetzen, werden Videos auf eine halbkreisförmige Leinwand projiziert. Neben Bildern einer gutbürgerlichen Vorstadtsiedlung in Schwarzweiß zeigen sie Interviewausschnitte: Richter mit seiner Mutter, einer alten Frau mit praktischem Kurzhaarschnitt, im elterlichen Haus. Der Versuch des Sohnes, mit der Mutter in ein psychoanalytisches Gespräch zu kommen, ist nur semi-erfolgreich.
Zu vehement hält die Frau, die nicht nur die Gewalt und den Betrug des kriegsversehrten Vaters der Mutter gegenüber erleben musste, sondern selbst auch in eine von Unwissenheit geprägte, fast schon missbräuchliche Ehe gezogen wurde, an ihrer eigenen Historiografie fest. Meist leugnet sie, was der Sohn als Realität wahrnimmt, wirkt dabei aber weder bösartig noch unsympathisch. Ihre Realität ist eine andere. Sie kann all den Schmerz gar nicht fühlen, denn er würde sie umbringen, fachsimpelt Richters Therapeutin, in deren Rolle Schaad kurzzeitig schlüpft."
"Dunkle Häuser, geduckt hinter Zäunen und hohen Hecken. Die Kamera fährt langsam die Straße entlang, kein Mensch zu sehen, der Himmel hängt tief. Buchholz in der fucking Nordheide."